Skip to main content
18. August 2016 | Arbeit und Soziales, Zuwanderung

Der geplatzte "Facharbeiter-Traum"

Massenzuwanderung des Vorjahres füllt keine Facharbeiterlücke, sondern beschäftigt nur nachhaltig die Arbeitsämter

Die Jubelmeldungen der Wirtschaft über den Arbeitskräfte-Nachschub durch die Flüchstlingsschwemme des Vorjahres haben sich in Luft aufgelöst. Sprachprobleme und bescheidene Bildungsnachweise der Einwanderer sorgen für Ernüchterung und bescheren lediglich dem Arbeitsmarktservice einen „Boom“.

Im September des Vorjahres sah Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl in der Flüchtlingsschwemme noch „eine Chance für Österreich“, denn „da kommen sehr viele hoch qualifizierte Menschen“. Auch der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, stand der Flüchtlingsbewegung durchwegs positiv gegenüber: „Nur über Bevölkerungswachstum kann Wirtschaftswachstum entstehen.“

Kein Drang zu Lehrberufen

Knapp ein Jahr danach ist in die Interessensvertretungen der Wirtschaft, wie auch bei den Vertretern der „Willkommens-Politik“, Ernüchterung eingekehrt. Bereits im Februar warnte der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ), Joachim Haindl-Grutsch: „Den aktuellen Andrang an Asylwerbern wird Österreich nicht lange bewältigen können.“ Von den in der Industrie benötigten, hochqualifizierten Fachkräften lassen sich „nur wenige unter den Asylwerbern finden.“ Diese Mahnung wurde durch ein Pilotprojekt der IV OÖ im Mai bestätigt. Die Industrie-Leitbetriebe des Landes hatten sich darauf geeinigt, 25 Lehrplätze bereitzustellen, die mit jungen, anerkannten Asylwerbern besetzt werden sollten. Von den vom Arbeitsmarktservice vorgeschlagenen 200 Bewerbern kamen gerade einmal 70 zu den Informationsveranstaltungen. Von den 35 Leuten, die in die engere Auswahl gelangten, sprangen die meisten wieder ab, und es gelang nicht einmal, alle 25 Lehrplätze zu besetzen. „Die Begründung war in vielen Fällen, dass die Mindestsicherung deutlich höher sei als die Lehrlingsentschädigung im ersten Lehrjahr. Das war für unsere Betriebe leider sehr ernüchternd“, bemerkte Haindl-Grutsch. Und so sind österreichweit derzeit 25.168 anerkannte Flüchtlinge arbeitslos oder befinden sich in einer Schulung. Die meisten arbeitssuchenden Flüchtlinge seien junge Männer mit wenig Qualifikation, viele sogar Analphabeten in der eigenen Muttersprache, berichtete der Kärntner AMS-Chef Franz Zewell: „Bis jetzt steht fest, dass nur sieben Prozent der anerkannten Flüchtlinge über eine höhere Qualifikation verfügen.“

Fehlende Qualifikationen

Zuletzt bekannte auch AMSChef Johannes Kopf ein, dass die Integration von anerkannten Flüchtlingen in den heimischen Arbeitsmarkt eine „Herkules-Aufgabe“ werde. Die Kompetenz-Tests bei Asylberechtigten aus Syrien, Irak und Iran hätten „optimistisch stimmende Ergebnisse“ erbracht, bei Personen aus Afghanistan hingegen „bedrückende Ergebnisse“. Das stimmt mit den jüngsten Untersuchungen des deutschen Pendants, der Bundesagentur für Arbeit (BA), überein: 85 Prozent der etwa zwei Millionen erwerbsfähigen Migranten aus Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Syrien, Eritrea, Somalia und Nigeria sind ohne berufliche Qualifikation! Die düstere Prognose der BA: Im Jahr 2016 könnten – bei maximaler Ausnutzung der Fördergelder – gerade einmal 30.000 Personen dieser Gruppe zusätzlich in ein Arbeitsverhältnis gebracht werden.

Endstation AMS

Ende 2015 gab es 89.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in dieser Personengruppe. Aber das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte zur gleichen Zeit 334.000 Flüchtlinge als arbeitstauglich gemeldet, von denen allerdings nur 245.000 den Weg in die Arbeitsämter gefunden hatten. Für Ende dieses Jahres rechnet die deutsche Arbeitsagentur, dass von der rund einer Million anerkannter Asylwerber rund 880.000 als arbeitslos registriert sein werden – und mit einer Verdoppelung dieser Zahl für das kommende Jahr 2017. Das österreichische AMS hat eine ähnlich Studie laufen, die aber erst nach der Bundespräsidentenwahl veröffentlicht werden soll. Aber auch schon die bisherige Bilanz – ohne die 90.000 Asylwerber des Vorjahres – ist ernüchternd: Ein Jahr nach dem Erhalt des Asylbescheids haben nur 10,1 Prozent eine Beschäftigung gefunden.

NFZ 19.08.2016


© 2024 Freiheitliche Partei Österreichs. Alle Rechte vorbehalten.