Skip to main content
12. März 2020 | Wirtschaft

Coronavirus hat den Wirtschaftskreislauf infiziert

Bekämpfungsmaßnahmen verstärken den Sinkflug des angeschlagenen Wirtschaftswachstums.

Coronavirus hat den Wirtschaftskreislauf infiziert - Bekämpfungsmaßnahmen verstärken den Sinkflug des angeschlagenen Wirtschaftswachstums.

Foto: NFZ

Nach China hat das Virus jetzt auch Europas Wirtschaft (noch) nicht lahmgelegt, aber den geschwächten Wachstumsaussichten einen gehörigen Dämpfer nach unten versetzt. Die Börsen in Europa und den USA erlebten am Montag Abstürze, wie sie bisher bei Ausbrüchen einer weltweiten Wirtschaftskrise zu beobachten waren.

Kurseinbrüche an den Börsen

Das Coronavirus hat jetzt auch die Weltwirtschaft erfasst. Am vergangenen Montag verzeichneten alle großen Börsen Kurseinbrüche, wie man sie zuletzt am 12. September 2001 oder nach Ausbruch der Finanzkrise 2008 erlebt hatte.

Der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, übt sich dazu auch in Medienkritik: „Das Schädlichste am Coronavirus ist nicht die Krankheit selbst. Es ist die Überreaktion darauf und deren wirtschaftliche Folgen – nämlich ein riesiger Schaden.“

Geschürte Hysterie

Zu viel und zu dramatisierend werde über das Virus berichtet und dadurch Ängste in der Bevölkerung geschürt. In Deutschland würden dadurch der Abbau von Arbeitsplätzen, Kurzarbeit oder sinkende Einkommen drohen, sollte die Nachfrage in einzelnen Branchen weiterhin einbrechen. „Dieser Schaden entsteht nicht durch die Ansteckung mit dem Virus, sondern durch die Reaktionen von Unternehmen, Konsumenten und Finanzmärkten“, warnte Frantscher.

„Die Auswirkungen des Coronavirus werden das Wachstum in Deutschland in diesem Jahr erheblich dämpfen“, zeigte sich der deutsche Mittelstandspräsident Mario Ohoven überzeugt. Er gehe davon aus, dass die Wirtschaft 2020 so gut wie nicht mehr wachsen werde. Eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft ergab, dass rund die Hälfte aller Unternehmen mit Umsatzeinbußen wegen des Coronavirus rechnet – ein Viertel sogar mit einem Einbruch im zweistelligen Prozentbereich. In einzelnen Branchen wie dem Gast- und Reisegewerbe geht man sogar von Rückgängen von bis zu 75 Prozent aus.

Nachteil der Globalisierung

„Es handelt sich hier nicht nur um die Probleme einzelner Betriebe, sondern um eine extreme Herausforderung für unsere Gesamtwirtschaft“, pflichtete ihm der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer, bei.

Das ergibt sich aus den weltweiten Lieferverflechtungen. Alleine das Handelsvolumen mit der Lombardei betrage 44 Milliarden Euro. Und die Folgen durch die Ausfälle von Zulieferern aus China werden sich in den kommenden Wochen in Engpässen bei der Produktion durchschlagen.

Rohstoff-Preise stark im Sinken

Verschärfend kommt jetzt auch noch der „Erdöl-Krieg“ zwischen Russland und Saudi-Arabien über Förderquoten dazu. Aber die Preise für Öl, Kupfer oder Nickel sind bereits in den Wochen davor stark gesunken, ein Anzeichen für Wachstumsverlangsamung.

Dass billigeres Erdöl doch gut für die Konsumenten und die Weltwirtschaft sein müsse, trügt. Denn durch das Coronavirus ist auch die Nachfrage betroffen. Was nützen billige Flugpreise, wenn niemand mehr reisen will? Zudem kommen Erdölunternehmen und vom Ölpreis abhängige Staaten in Probleme, die stark Produkte aus den Industriestaaten nachfragen.

Das Virus hat den Wirtschaftskreislauf infiziert. Es bleibt jetzt die Frage offen: wie stark?


© 2024 Freiheitliche Partei Österreichs. Alle Rechte vorbehalten.