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19. November 2020 | FPÖ, Gesundheit

„Eine Massentestung halte ich für eine schlimme Drohung des Kanzlers!“

FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak warnt im NFZ-Interview vor einer „freiwilligen Massentestung“ mit folgender Massenquarantäne.

„Eine Massentestung halte ich für eine schlimme Drohung des Kanzlers!“ - FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak warnt im NFZ-Interview vor einer „freiwilligen Massentestung“ mit folgender Massenquarantäne.

Foto: FPÖ

Herr Abgeordneter, müssen sich die Österreicher wirklich darauf gefasst machen, dass wegen der aktuellen Corona-Situation vor den Spitälern Selektionskommandos warten, die entscheiden, wer im Spital behandelt wird und wer nicht?

Kaniak: Nein, das ist nicht der Fall und wird auch so schnell nicht der Fall sein. Trotz der vielen positiven Testungen sind derzeit rund 20 bis 25 Prozent der vorhandenen intensivmedizinischen Kapazitäten durch Covid-19-Patienten belegt. Wir sind also von einer Überlastung des Systems noch weit entfernt. Auch wenn es durch versäumte organisatorische Maßnahmen in einzelnen Kliniken durchaus sein kann, dass man an die Grenzen stoßen könnte.

Gibt es überhaupt valide Daten aus dem letzten halben Jahr, die diesen zweiten „Lockdown“ rechtfertigen?

Kaniak: Anhand der Daten, die uns die Regierung vorgelegt hat, lässt sich dieser „Lockdown“ nicht rechtfertigen. Die Datenbasis ist sehr schlecht, nicht einmal der Gesundheitsminister weiß, welche Zahlen überhaupt stimmen. Die Prognoseexperten der Regierung haben bemängelt, dass sie deswegen auch nur schlechte Prognosen erstellen können. Was die Positiv-Testungen anbelangt, zeigt sich jetzt bereits, dass wir einen deutlichen Rückgang haben, von mehr als 8.000 als Vorwochenspitze auf knapp 4.000 diesen Montag.

Wenn man sich das Dashboard des Gesundheitsministeriums zu den Bettenkapazitäten ansieht, dann gibt es seit April einen Schwund an Normal-, wie auch an Intensivbetten. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Kaniak: Ich habe selber festgestellt, dass im Bereich der für Covid-19-Patienten verfügbaren Kapazitäten tausende Betten innerhalb weniger Tage verschwunden sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese wegen regulärer Belegungen aus dem Reservoir herausgenommen wurden. Es handelt sich dabei vielmehr um politisches Kalkül, um die Situation entsprechend dramatisch darstellen zu können. Natürlich stimmt es, dass nicht alle vorhandenen Betten auch genutzt werden können. Das kennen wir auch aus dem Pflegebereich, das liegt am mangelnden Personal. Was also hat die Bundesregierung im letzten dreiviertel Jahr gemacht, um die Spitäler auf die „zweite Welle“ vorzubereiten, damit die vorhandenen Betten auch belegt werden können, also genügend Personal vorhanden ist? Natürlich kann man in der Zeit keine Diplompflegekraft ausbilden, aber man hat nicht einmal versucht, Medizinstudenten zu aktivieren, Teilzeitkräfte aufzustocken oder pensionierte Kräfte zu reaktivieren. Dieses Personal- und Ressourcen-Management hat die Bundesregierung in ihrem ungebrochenen Selbstdarstellungsdrang völlig außer Acht gelassen. Denn eines war jedem klar: Der Winter kommt bestimmt, und damit auch die Infektionen wie Influenza, die unser System schon öfter bis an die Kapazitätsgrenzen belastet hat – oder eben Covid-19.

Der Bundeskanzler will jetzt eine Massentestung wie in der Slowakei durchführen. Was halten Sie grundsätzlich davon, und welche Alternativen schlagen die Freiheitlichen zur Bekämpfung des Virus vor?

Kaniak: Diese Massentestung halte ich für eine schlimme Drohung. Denn es wird bei dieser „freiwilligen Teilnahme“ der Slowakei verschwiegen, dass über Nichtteilnehmer dann genauso wie über positiv Getestete eine Ausgangssperre verhängt wurde. Das werden wir Freiheitlichen keinesfalls zulassen. 

Teilen Sie den Optimismus des Kanzlers, dass mit einer Impfung im kommenden Frühjahr das Problem Covid-19 erledigt ist?

Kaniak: Nein, das Problem ist garantiert nicht gelöst. Es kann zwar sehr gut sein, dass es im Frühjahr zugelassene Impfstoffe gibt. Nur, wie zuverlässig diese sind, welche Nebenwirkungen sie haben und für wen sie tatsächlich geeignet sind, steht noch in den Sternen. Und dann gibt es noch das Problem der Produktion und das der Verteilung, die wir jedes Jahr beim Grippeimpfstoff haben. Und bei dem haben wir eine Durchimpfungsrate von nicht einmal 20 Prozent. Und ob wir das bei der Covid-19-Impfung erreichen können, bezweifle ich ganz stark.


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