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23. März 2017 | Bildung

Mölzer: Leistung muss wieder ein Wert an den Schulen sein

Der FPÖ-Bildungssprecher Wendelin Mölzer kritisiert im NFZ-Interview die anhaltende Verpolitisierung des Schulsystems.

Der neue FPÖ-Bildungssprecher Wendelin Mölzer kritisiert im NFZ-Interview die anhaltende Verpolitisierung des Schulsystems. Er fordert grundlegende Reformen für die Schule und eine Änderung der Einstellung der Gesellschaft gegenüber der Bildung.

NFZ: Die FPÖ fordert mehr Autonomie für Schulen. Jetzt kommt die „Autonomie-Reform“ und die FPÖ kritisiert diese. Weshalb?

Mölzer: Was hier von der Bildungsministerin präsentiert wurde, ist zu 80 Prozent bereits jetzt möglich – etwa die Regelung von Ferienzeiten oder des Schulbeginns. Von einem „Autonomiepaket“ zu sprechen, ist gewagt, weil in Realitas letztlich wieder die Politik das Sagen haben wird. Wird dieses Paket so umgesetzt, kommt es nicht zu einer Vereinfachung der Schulverwaltung, sondern zu einem weiteren Kompetenzwirrwarr, das auch Ex-RH-Präsident Josef Moser attestiert. Die Diskussion um die parallel laufenden Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern wird mit diesem Paket in Wahrheit nur mit einem Austausch der Taferl „gelöst“ – Stichwort Bildungsdirektionen statt Landesschulräte. Und unter dem schönen Motto „Politik hinaus aus der Schule“ schafft man die so genannten Kollegien ab, über die bis dato Schüler- und Elternvertreter ein entsprechendes Mitspracherecht hatten. In Zukunft bestimmt dann die Politik allein – eine deutliche Verschlechterung.

NFZ: Wo müsste ihrer Meinung nach die Bildungspolitik ansetzen, um die in internationalen Tests mittelmäßige Leistung der heimischen Schüler zu verbessern?

Mölzer: „Mittelmäßig“ ist stark untertrieben. Wir wissen, dass ein Viertel der österreichischen Schüler nach Abschluss der Pflichtschule nicht sinnerfassend Lesen kann – ich würde das eine regelrechte Katastrophe nennen. Abseits der überbordenden Schulverwaltung, der tausenden Schulversuche, die der Rechnungshof immer wieder zu Recht kritisiert, wäre es aber hoch an der Zeit, die grundlegende Einstellung unserer Gesellschaft gegenüber Bildung als solches zu verändern. Leistung muss wieder etwas wert sein, das gilt nicht nur für den Arbeitsmarkt, das gilt auch für die Schule. 

NFZ: Ein großes Problem ist die steigende Zahl von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache, deren Sprachprobleme sich dann auch in den anderen Lehrgegenständen negativ auswirken. Was könnte hier Abhilfe schaffen?

Mölzer: In den Pflichtschulen haben wir rund ein Viertel Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache. Für uns Freiheitliche gibt es nur eine Lösung: Das Beherrschen der deutschen Sprache vor Eintritt in den Regelunterricht. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir Schulklassen brauchen, wo nur Deutsch unterrichtet wird. Das würde uns schon sehr gut weiter bringen.

NFZ: Ein „Reformbestandteil“ war die Neuregelung der Lehrerausbildung 2015. Hat das schon etwas bewirkt?

Mölzer: Nichts. In Österreich kann nach wie vor jeder Lehrer werden, der das will – trotz angeblicher Eignungstests. Blicken wir etwa nach Finnland, so wird dort nur jeder sechste Interessierte auch tatsächlich Lehrer. Aber dort ist eben der Wert von Bildung innerhalb der Gesellschaft ein anderer.

NFZ 23.03.2017


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