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29. Jänner 2021 | Europäische Union, Gesundheit

Von der Leyens Moment des großen europäischen Versagens

Zu wenig Impfdosen, unbedachte Herstellerauswahl und undurchsichtige Kaufverträge.

Von der Leyens Moment des großen europäischen Versagens - Zu wenig Impfdosen, unbedachte Herstellerauswahl und undurchsichtige Kaufverträge.

Foto: EU

„Das ist Europas Moment. Wir beschützen unsere Bürger zusammen. Wir sind zusammen stärker“, hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach der Bestellung der Corona-Impfstoffe gejubelt. Jetzt stellt sich heraus, die Kommission hat in grenzenloser Selbstüberschätzung die Aktion total verpfuscht.

Von acht Herstellern liefert erst einer

Die EU-Kommission hat bisher ihre zentrale Impfstoffbeschaffung als große Erfolgsgeschichte gefeiert, die allen Mitgliedsländern gleichermaßen Zugang verschaffen würde.

Jetzt liegt die Union mit den Corona-Impfungen im internationalen Vergleich weit zurück. Nach Organisationsproblemen bei der Impfkampagne fehlt es nun an Impfstoff. Die EU-Kommission hatte Aufträge für rund zwei Milliarden Dosen bei acht Herstellern abgeschlossen. Aber liefern kann bisher nur BioNTech/Pfizer. Aber auch der US-Konzern hat seine Produktion Ende Jänner vorübergehend gedrosselt – siehe Artikel Seite 9.

Warten auf EU-Impfstoffe

Der britisch-schwedische Konzern AstraZeneca wiederum will nur 40 Prozent der angekündigten Mengen im ersten Quartal liefern, weil ein Zulieferbetrieb Probleme mit der Qualitätskontrolle haben soll.

Das trifft die Union besonders hart, hat sie doch die beiden europäischen Hersteller, neben AstraZeneca noch den französischen Pharmariesen Sanofi, bei der Bestellung bevorzugt. Diese Lieferengpässe werfen jetzt die Impfpläne der EU-Länder durcheinander. Frankreich, Italien, Irland, Schweden, Norwegen und verschiedene osteuropäische Länder müssen ihre komplett umstellen.

Während AstraZeneca – dessen Impfstoff von der Europäischen Arzneimittel-Agentur erst noch genehmigt werden muss – derzeit auch mit Herstellungsproblemen kämpft, wird der französische Produzent erst frühestens im Sommer mit der Auslieferung beginnen können, da sich der Impfstoff noch in der Testphase befindet. Ähnlich sieht der Zeitplan auch beim dritten europäischen Hersteller, der deutschen CureVac, aus.

Zweifel an Wirksamkeit

Und zum Impfstoff von AstraZeneca wurden jetzt Zweifel an dessen Wirksamkeit bei älteren Menschen laut. Diese soll laut deutschen Medien gerade bei zehn Prozent liegen, weshalb Berlin mit keiner Zulassung des Impfstoffs für über 65-Jährige rechnet. Aber genau diese Altersgruppe ist die Hauptzielgruppe der europäischen Impfstrategie, da es vor allem in dieser Altersgruppe zu schweren Krankheitsverläufen nach einer Infektion mit Covid-19 kommt.

Probleme bereiten könnten auch die Corona-Mutationen. Vor allem den beiden Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna. Drei der vier aktuellsten Studien dazu bescheinigen den beiden nur eine geringe bis gar keine Wirkung gegen die britische und die südafrikanische Mutation des Virus.

Suche nach Schuldigen

Inzwischen beginnt in den Medien bereits die Ursachenforschung für das europäische Bestellversagen. Weshalb hat man nicht vorrangig bei Pfizer und Moderna bestellt, deren Impfstoffe bereits im Herbst ins letzte Prüfstadium gegangen sind? Wurden auf politischen Druck aus Paris und Berlin die hinterherhinkenden EU-Firmen bevorzugt?

Die Fragen zu lösen, wird schwer. Denn wichtige Teile der Verträge, die dem EU-Parlament jetzt vorgelegt wurden, sind geschwärzt.


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