Der unsägliche Eiertanz um einen angeblichen "Liederbuch-Skandal" der FPÖ, der wieder einmal pünktlich in einem Landtagswahlkampf hochgeschaukelt wird (in diesem Fall im steirischen), hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Die Staatsanwaltschaft Leoben forderte heute, Montag, allen Ernstes die Auslieferung des FPÖ-Abgeordneten Wolfgang Zanger durch den Nationalrat. Sein mutmaßliches Verbrechen: Er besitzt ein Liederbuch mit umstrittenen Inhalten, das ihm vor 14 Jahren Mitglieder einer Studentenverbindung geschenkt hatten. Zanger wird deshalb ein Verstoß gegen das Verbotsgesetz vorgeworfen, obwohl er das Buch weder angepriesen, noch öffentlich gemacht, oder gar daraus gesungen hatte.
FPÖ von Anfang an hinter ihrem Abgeordneten
Die Bundespartei hatte sich in diesem frappant an den "Fall Udo Landbauer" aus dem Vorjahr erinnernden Medienspektakel von Anfang an hinter Zanger gestellt, weil die Intentionen dahinter nur allzu durchsichtig sind. Als „durchschaubares Manöver gegen die FPÖ“ bezeichnet deshalb auch FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker heute das aktuelle Auslieferungsbegehren gegen den freiheitlichen Abgeordneten.
Inkriminierte Texte auch in ÖVP-nahen MKV-Liederbüchern
Wie bereits umfangreich dargelegt, handle es sich bei dem Liederbuch in keinster Weise um eine Verherrlichung des Nationalsozialismus, sondern um eine Sammlung sexuell anstößiger, eben „liederlicher“ Texte (Buchtitel: "Liederliche Lieder"), die man aus heutiger Sicht ob ihrer Geschmacklosigkeit hinterfragen könne. Der von der „Kronen Zeitung“ skandalisierte Text, in dem auch der „Heil Hitler!“-Gruß eines römischen Historikers (Tacitus) vorkomme, finde sich jedoch auch in Liederbüchern ÖVP-naher Verbindungen und sei in Wahrheit eine Parodie auf den Rassenwahn der Nationalsozialisten. „Das Auslieferungsbegehren ist daher eine mehr als durchsichtige Aktion knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl in der Steiermark, wo es nur darum geht, der FPÖ weiter zu schaden“, so Hafenecker.