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09. April 2020 | Wirtschaft

„Diese Unsicherheit treibt die Leute in den Wahnsinn!“

Gastwirt Michael Fürtbauer kritisiert im NFZ-Interview das Chaos und die Bürokratie bei den „Corona-Hilfspaketen“.

„Diese Unsicherheit treibt die Leute in den Wahnsinn!“ - Gastwirt Michael Fürtbauer kritisiert im NFZ-Interview das Chaos und die Bürokratie bei den „Corona-Hilfspaketen“.

Foto: Freiheitliche Writtschaft OÖ

Wie geht es einem Gastwirt in Zeiten der Corona-Krise?

Fürtbauer: Ich betreibe seit 25 Jahren einen klassischen Landgasthof mit vier Mitarbeitern in Ohlsdorf, in der Nähe von Gmunden. Seit 16. März haben wir geschlossen. Die Möglichkeit der Essenszustellung oder -abholung ist auf dem Land relativ schwierig. Schwierig sind natürlich auch diese ganzen Zusagen, die von der Politik gemacht werden. Ich habe mich ab 17. März tagelang mit den Ansuchen um Kurzarbeit für meine Mitarbeiter spielen dürfen. Ich habe aber bis heute keine Zusage bekommen. Das heißt, ich agiere derzeit im luftleeren Raum.

Ihrer Meinung nach ist die Hilfe viel zu bürokratisch organisiert?

Fürtbauer: Das Ganze ist für einen Normalsterblichen kaum durchschaubar, das ist ein Riesengeschäft für Steuerberater. Wenn die Regierung rät, den März zweimal abzurechnen, einmal normal und einmal mit Kurzarbeit ab 17. März, dann kann der Steuerberater die Lohnverrechnung zweimal in Rechnung stellen. Für den Unternehmer ist das ein Riesenproblem. Die anderen Förderanträge im ersten Corona-Paket waren ein Fiasko. Was mich dabei gestört hat, ist, dass die Kammer alle meine Daten bekommt und dazu ein Einschaurecht in meine Buchhaltung für die letzten zehn Jahre. Wozu? Einmalzahlungen wie in der Schweiz oder Deutschland sind weitaus unbürokratischer. Unsere Finanzbehörden haben alle Daten, könnten den Umsatzausfall leicht berechnen und die Hilfszahlung abwickeln.

Sie hätten also den Härtefonds lieber bei der Finanz angesiedelt gesehen?

Fürtbauer: Selbstverständlich. Die Finanzämter haben die Bilanzdaten der letzten Jahre und könnten sofort tätig werden. Dazu kommt, dass die 2019er-Bilanz benötigt wird, die kaum noch jemand hat. Wie hier die Förderrichtlinien laufen, weiß im Prinzip auch niemand. Werden die zwei oder drei Monate der Schließung mit Null-Umsatz gerechnet, oder das hochgerechnet auf den Jahresumsatz? Ich würde also „nur“ rund ein Viertel meines Umsatzes verlieren und so aus den Förderrichtlinien herausfallen.

Sie fühlen sich im Regen stehengelassen?

Fürtbauer: Ja. Noch schwieriger ist es für die, die keine finanziellen Rücklagen haben.

Wie wäre Ihnen und Ihren Kollegen am besten geholfen?

Fürtbauer: Warum muss der Antrag auf Kurzarbeit eines Gastronomen, der seinen Betrieb behördlich schließen musste, von einem Sozialpartner geprüft werden? Deshalb kann ich alle verstehen, die sich das nicht antun wollen und ihre Leute zum Arbeitsamt schicken. Das diese Woche vorgestellte Ausstiegsszenario sagt uns Wirten nichts. Es weiß niemand, was bis 15. Mai passieren wird. Was tun dann erst Unternehmer im Tourismusbereich, der Saisonarbeiter braucht? Soll er denen zu- oder absagen? Probleme erwarte ich auch, wenn wir öffnen dürfen: Wann und vor allem unter welchen Auflagen dürfen wir öffnen? Diese Unsicherheit, wie lange wir geschlossen haben müssen, treibt die Leute in den Wahnsinn.


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